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Einfacher wird’s nicht! Rückblick und Wegbeschreibung

Jasmin Merz-Grötsch, Professorin für Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd, verabschiedet sich in den Ruhestand.

Die Welt der Worte und der Sprache ist immer ihre gewesen. Und genau deswegen hat Professorin Dr. Jasmin Merz-Grötsch in ihrer Abschiedsvorlesung die richtigen gewählt. Es fällt nicht leicht, vierzig Jahre Arbeit zusammenzufassen, abzuschließen und einen Punkt zu setzen.

Eingebettet in einen abwechslungsreichen „Reisebericht“ durch das Bildungswesen, nimmt sie ihre Gäste mit auf ihren langen, meist unbequemen, oft abenteuerlichen Weg durch das Bildungswesen bis zu ihrem Abschied; zieht Bilanz im Hinblick auf ihre Arbeit, ihren Beitrag für die Hochschule und für die Bildung im Land und erteilt ohne Bitterkeit den Auftrag, stets diejenigen in den Mittelpunkt zu stellen, um die es geht: Unsere Schülerinnen und Schüler!

Ihr Leitmotiv, dass Lernen immer ein individueller Prozess ist, der mit der Aufgabe verbunden ist, die Lernenden individuell zu fördern, sie auf all den Umwegen und Irrwegen konstruktiv und fachlich fundiert zu begleiten, legt sie den künftigen Lehrerinnen und Lehrern nicht nur ans Herz, sondern gibt es sehr dringend als Memo in Dauerschleife mit auf den Weg.

Jasmin Merz-Grötsch ermutigt eindringlich dazu, endlich einen Perspektivenwechsel zu wagen und davon auszugehen, dass unsere Schülerinnen und Schüler bereits kompetente Lerner und Sinnsucher sind und dass wir im Grunde wenig Energie und Raffinesse aufwänden müssen, sie für wirklich relevante Dinge zu begeistern. Und wenn es gelingt, deren Neugier, Interesse und Motivation für den Lernprozess zu nutzen, vielfältige Lernwege in unserem Unterricht nicht nur zulassen, sondern diese selbst auch anbieten. Dann, so Merz-Grötsch, kann Lernen wirklich stattfinden.

Seit mehr als vierzig Jahren kämpft sie unermüdlich für dieses Umdenken, für die Zuwendung zu den Lernenden. Nun wird der Auftrag weitergereicht. Es ist ihr „Herzenswunsch“, dass dies hoffentlich fortgeführt wird. Aber: „Einfacher wird’s nicht“, das vermittelt sie auch den anwesenden Studierenden.

Mit Sicherheit wäre „einfacher“ auch ein Weg durch die Welt von Schule und Hochschule zu finden gewesen, doch ihre Art war es nicht. Frohen Mutes, zuversichtlich und immer optimistisch („Was gut geh`n kann, geht gut!“) nahm Jasmin Merz Grötsch als Lehrerin und auch als Professorin selten den einfachen Weg. Die Stationen ihrer vierzigjährigen Laufbahn sind geprägt von gewagten Schritten über Stock und teilweise auch in den Weg gelegten Steinen. Hinterfragen, zur Not auch anecken und immer selbst bis zu den Ellenbogen in der Konzeptentwicklung, lebt sie vor, was wirklich zählt für die Lernenden. Egal ob für die Kinder und Jugendlichen ihrer ersten Schulklassen, ihrer Vorbereitungsklasse, die lange ein besonderer Schwerpunkt waren, oder für ihre Studierenden.

Mit ihrem Engagement und ihrer Anteilnahme, mit offenen Ohren und einem wachen Geist, der nicht bereit ist, einen Status Quo hinzunehmen, wenn er verbesserungswürdig ist. So handelt Jasmin Merz-Grötsch. „Einfacher wird’s nicht“. Diese starke Botschaft teilte sie in ihrer Abschiedsvorlesung mit der Hochschulleitung, Kolleginnen und Kollegen, langjährigen Wegbegleitern, Freunden und mit ihrer ganzen Familie. Auch die anwesenden Studierenden kamen zu Wort. Franziska Jehle ehrte die Professorin für ihre unermüdliche Hingabe zu wichtigen und unbequemen Themen in der Bildung und bedankte sich – auch im Namen der STAV für die vielen bereichernden Lehrveranstaltungen und dass sie stets das Gefühl vermittelt habe, dass ihr die Arbeit Freude macht und ihr die Studierenden wichtig sind. Jede(r) Einzelne von ihnen.

Anschließend lud Jasmin Merz-Grötsch zu einem Stehempfang ein, der von Heike Schwenk, Maria Müller und Anette Pöttger tatkräftig unterstützt wurde.

Von Nora Wanis