Europa und EU unterrichten

Unsere Erfahrungen als lehrerbildende Institution und Befunde der empirischen Unterrichtsforschung zeigen, dass das Themenfeld EU in der Schule nicht beliebt ist. Das gilt einerseits für Lehrkräfte, die sich angesichts der komplizierten Funktionsweise der EU oft überfordert fühlen und sich schwertun, aktuelle europäische Entwicklungen angemessen einzuordnen und ihren Schüler/innen nahe zu bringen. Erschwerend kommt hinzu, dass EU-Themen oft fachfremd unterrichtet werden.

Andererseits sind viele Schüler/innen oft wenig motiviert, sich mit der EU zu beschäftigen, weil sie noch immer glauben, sie habe mir ihrem Alltag nur wenig zu tun. Zwar existiert eine Fülle von Unterrichtsmaterialien zu allen Themen rund um Europa, doch überwiegt im Unterrichtsalltag oft eine althergebrachte und wenige ansprechende Institutionenkunde. Auch wenn europäische Belange in vielen Bildungsplänen gut verankert sind, entspricht die Unterrichtspraxis nicht der wachsenden Bedeutung der EU.

Vor diesem Hintergrund wurde an der Pädagogischen Hochschule von Februar 2012 bis Januar 2013 unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Immerfall und Prof. Dr. Helmar Schöne ein Projekt mit dem Titel „EU unterrichten: Wissensbestände sichern, Schulpraxis reflektieren, Verständnis wecken“ durchgeführt. Das Projekt wurde gefördert durch das Jean Monnet Programm der EU,  „Learning EU at School“.

Ziel des Projekts war es (angehende) Lehrer/innen einesteils über aktuelle Entwicklungen in der EU zu informieren, um den Wissensstand über die EU zu verbessern und sie anderenteils in die Lage zu versetzen innovative europabezogene Unterrichtskonzepte anzuwenden. Im Rahmen von Lehrveranstaltungen und Workshops mit Studierenden und Referendaren wurden bestehende Lehrmaterialien gesichtet und hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit im Unterricht mit verschiedenen Altersgruppen analysiert. Darauf aufbauend wurden gemeinsame Unterrichtsentwürfe in verschiedenen europäischen Themen erarbeitet.  

Zum Auftakt des Projekts fand ein Workshop mit EU-Experten und Didaktikern der Sozialwissenschaften statt.  

 

Europabildung in der Grundschule

In zwei Nachfolgeprojekten für den Zeitraum 2013 bis 2016, gefördert durch das Erasmus Plus Programm (Jean Monnet Projekte), stand die Europa-Bildung in der Grundschule im Vordergrund.

Traditionell ist die Europabildung vorwiegend auf die Sekundarstufe I und die Oberstufe der Gymnasien konzentriert. In der Grundschule ist die Beschäftigung mit Europa und der EU noch ausbau- und verbesserungsfähig. Das betrifft sowohl die zur Verfügung stehenden Unterrichtsmaterialien als auch die Unterrichtspraxis im Schulalltag.

Daher ist es notwendig, Konzepte zur Europabildung weiter zu entwickeln, die Qualität von Unterrichtsmaterialien kritisch zu überprüfen und neue Materialien zu erstellen. Entsprechend des Vorwissens und der Lernvoraussetzungen von Grundschüler/innen muss das Thema Europa besser im Unterricht verankert werden.

Das Projekt "Europabildung in der Grundschule" initiierte Workshops und Fortbildungen, um die Bedenken vieler (künftiger) Lehrkräfte, dass die Beschäftigung mit (europäischer) Politik im Grundschul-Unterricht nicht möglich sei, zu zerstreuen und Zugänge zu einer altersgemäßen Auseinandersetzung mit der EU und Europa aufzuzeigen.

Das Projekt „Frühe Europabildung: Bausteine für den Unterricht in der Grundschule“ hatte die Erarbeitung eines altersgerechten Lehrkonzepts, welches nachhaltig Eingang in den Sachkunde-Unterricht finden kann, zum Ziel. Die pädagogische Zielsetzung lehnte sich an das europäische Motto von der Einheit in der Vielfalt an.

Die Aktivitäten des Projektes umfassten Lehrveranstaltungen an der Hochschule, Seminare für Lehramtsanwärter/-innen und Lehrer/-innen, öffentliche Vorträge, akademische Tagungen und eine Evaluationsstudie an Grundschulen. Angestrebt wurden eine höhere Europakompetenz bei den Zielgruppen und eine stärkere wissenschaftliche Beachtung des Themas frühe Europabildung.

Projektbeteiligte waren PD Dr. Klaus Detterbeck (Universität Göttingen), Prof. Dr. Stefan Immerfall und Prof. Dr. Helmar Schöne.


Literaturhinweis

Schöne, Helmar / Detterbeck, Klaus (Hrsg.): Europabildung in der Grundschule, Frankfurt / Main: Wochenschau Verlag 2018.

Das Projekt "Frühe Europabildung" ist von der Europäischen Kommission als "Good Practice Example" (PDF, 1 MB, Datei ist nicht barrierefrei) ausgezeichnet worden.