Let’s talk about gender

Überall taucht der Begriff Gender auf, aber so richtig wissen Sie nicht, was es damit auf sich hat?

Oder haben Sie bestimmte Vorstellungen und können diese nicht so richtig einordnen?

Vielleicht haben Sie auch ganz spezifische Fragen zu Gender und hatten bisher keine Gelegenheit diese zu stellen?

Das wollen wir ändern.

Wir möchten einen Raum schaffen, in dem man Fragen rund um den Genderbegriff stellen kann und diese auch beantwortet bekommt. Dabei bleiben Sie selbstverständlich anonym. Die eingehenden Fragen werden von uns gesammelt und öffentlich auf der Seite beantwortet, damit auch andere von Ihrer Frage profitieren können. Wenn Ihnen die schriftliche Antwort nicht reicht und Sie lieber Ihre Fragen in einem persönlichen Gespräch stellen möchten, können wir das auch gerne machen.

Wir freuen uns auf viele Fragen und Gesprächsanlässe – let’s talk about gender!

Das Team des Büros für Gleichstellung und Familie

Keinesfalls, denn Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit sind für alle Menschen, unabhängig vom Geschlecht, wichtige Themen. Es geht nicht alleine um die Belange von Frauen, sondern letztendlich durchaus um die Frage, in welcher Gesellschaft wir eigentlich leben wollen und für welchen Grad der Freiheit gegenüber unterschiedlichen Vorstellungen, Lebensentwürfen und Geschlechteridentitäten zwischen Frau-Sein, Mann-Sein oder auch einfach Weder-noch-Sein wir uns einsetzen wollen.

„Im Englischen bezeichnet der Begriff sex das biologische Geschlecht. Gender bezieht sich auf das soziale Geschlecht. In der deutschen Sprache gibt es diese Unterscheidung nicht. Deswegen wurde der englische Begriff für das soziale Geschlecht als wichtige Kategorie gesellschaftlicher Differenzierung übernommen.“

Beck, Dorothee; Stiegler, Barbara: Das Märchen von der Gender-Verschwörung – Argumente für eine geschlechtergerechte und vielfältige Gesellschaft. Friedrich-Ebert-Stiftung. Broschüre. Berlin, 2017, S. 12.

„Wer der Geschlechterforschung Ideologie vorwirft, hält den Gegensatz von Mann und Frau für natürlich oder gottgegeben, ideologiefrei und unumstößlich. Kritische Fragen werden mit dem Verweis auf den gesunden Menschenverstand oder die Schöpfungsgeschichte in der Bibel abgetan. Andere Konzepte von Geschlecht werden im schlimmsten Fall als ‚abartig’ oder ‚krank’ ausgegrenzt. Diese Perspektive muss sich ihrerseits den Vorwurf der Ideologie gefallen lassen.“

"Unter Ideologie wird ein geschlossenes Weltbild verstanden, das nicht hinterfragt wird.“

Beck, Dorothee; Stiegler, Barbara: Das Märchen von der Gender-Verschwörung – Argumente für eine geschlechtergerechte und vielfältige Gesellschaft. Friedrich-Ebert-Stiftung. Broschüre. Berlin, 2017, S. 34.

In der hochgradig ausdifferenzierten Forschung um Gender und Geschlechterverhältnisse geht es darum, kritisch gesellschaftliche (Macht-)Verhältnisse und Missstände in den Blick zu nehmen und dadurch zu einer gerechteren und diskriminierungsfreieren Gesellschaft beizutragen. Gerade die kritische Infragestellung einfacher Antworten und Denkmuster ist die beste Widerlegung des Ideologie-Vorwurfs.

Eigentlich geht diese sehr verbreitete Frage schon komplett am Kern der Sache vorbei, denn ihr liegt das binäre und eindeutige Verständnis von Geschlecht zugrunde. In der Biologie gibt es mittlerweile eine deutlich differenziertere Sichtweise der Geschlechter. Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene ist das aber noch nicht so richtig angekommen.

Mehr Infos:  http://www.spektrum.de/news/die-neudefinition-des-geschlechts/1335086

Darüber hinaus „[…] gibt nicht nur eine Art, ‚als Frau’ oder ‚als Mann’ zu leben. Es eröffnen sich vielmehr viele Varianten des Frau-Seins, des Mann-Seins oder auch des Ganz-anders-Seins. Die Vorstellung von Geschlecht als Möglichkeit, sich selbst an beliebiger Stelle zwischen den Polen ‚männlich’ und ‚weiblich’ oder auch ganz außerhalb dieser zu positionieren, gibt jeder Person die Freiheit, sich als männlich oder weiblich zu definieren, ohne sich gesellschaftlichen Normen und Geschlechterklischees unterwerfen zu müssen. Andere können die Etikettierung als ‚männlich’ oder ‚weiblich’ für sich ablehnen und sich als beides oder etwas anderes definieren. Jeder Mensch sollte Geschlechtsidentitäten, sexuelle Orientierungen und Lebensweisen akzeptieren, die anders sind als die eigenen. Damit werden traditionelle Vorstellungen von Geschlecht ihrer Allgemeingültigkeit beraubt und um vielfältige Lebensweisen erweitert. Alle Menschen müssen, unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität, die gleichen Rechte und Chancen haben.“

Beck, Dorothee; Stiegler, Barbara: Das Märchen von der Gender-Verschwörung – Argumente für eine geschlechtergerechte und vielfältige Gesellschaft. Friedrich-Ebert-Stiftung. Broschüre. Berlin, 2017, S. 15.

„Der Mensch ist ein soziales Wesen. Babys bekommen bereits ab der Geburt vorgelebt, wie ein Mädchen oder ein Junge sein soll. Es gibt zwar biologische Geschlechtsmerkmale, deren Unterscheidung in ‚weiblich’ und ‚männlich’ für die Fortpflanzung von Bedeutung ist. Es sind jedoch nicht Hormone und Gene, die persönliche Eigenschaften und Verhaltensweisen festlegen. Vielmehr wachsen Kinder in Auseinandersetzung mit Normen und Erwartungen an ihr Verhalten ‚als Junge’ oder ‚als Mädchen’ auf. Auch das Gehirn, das sich in Bezug auf die eigenen Erfahrungen entwickelt, unterliegt diesem Einfluss. Vom ersten Tag an werden bei Mädchen andere Gehirnregionen stimuliert als bei Jungen. Viele Menschen haben Probleme mit den Erwartungen, die an sie ‚als Mann’ oder ‚als Frau’ gestellt werden: Ein Junge weint nicht! Ein Mädchen ist nicht aggressiv! Frauen eignen sich besser für Pflegeberufe, Männer eher für technische Berufe ... Je weniger wirkmächtig solche Setzungen ausfallen, desto einfacher ist es, eigene Vorstellungen von Weiblichkeit, Männlichkeit oder etwas anderem zu leben und auszuprobieren. Geschlecht ist obendrein ein sozialer Platzanweiser: bei der Berufswahl, auf der Karriereleiter, bei der Arbeitsteilung in der Familie, in der Politik, in den Medien, in der Wirtschaft, im Sport ... Überall werden Menschen in die Schublade ‚männlich’ oder ‚weiblich’ einsortiert. Doch das hat nichts mit ‚natürlichen’ Eigenschaften zu tun, umso mehr aber mit gesellschaftlichen Geschlechternormen.“

Beck, Dorothee; Stiegler, Barbara: Das Märchen von der Gender-Verschwörung – Argumente für eine geschlechtergerechte und vielfältige Gesellschaft. Friedrich-Ebert-Stiftung. Broschüre. Berlin, 2017, S. 14.